Die Putzpoeten

Bei RTL Samstag Nacht haben wir uns kennengelernt. Die erste gemeinsame Arbeit ergab sich anlässlich der olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer. Wigald berichtete im Studio „live“ aus Lillehammer von den ersten lustigen Rekorden, während Urig die Texte für den nächsten Beitrag zimmerte. Interessanterweise im berühmten Autorenzimmer ohne Fenster.

Es folgten zahlreiche Jahre, in denen wir uns nur selten über den Weg liefen. Erst 2003 gab es ein Wiedersehen bei „Clever – Die Show, die Wissen schafft“. Fünf spannende und teilweise sehr nervenaufreibende Jahre und knapp 100 Folgen lang gab man sich gemeinsam der Wissenschaft und der Liebe zum Wort hin.

Seitdem klöppeln wir regelmäßig an verschiedenen Projekten.

Wer wissen will, wie wir beiden im Team funktionieren, der liest sich am besten mal den kleinen Bonustext durch, den wir weiter unten bereitstellen. 

Es handelt sich um einen einen, nein, eigentlich zwei, getrennt voneinander geschriebene Reiseberichte zu einer gemeinsamen Reise. 

Wir hatten die Idee zu einer Sitcom. Sie sollte in einem klitzekleinen osteuropäischen Land spielen. Irgendwas mit einem genügsamen Diplomaten und seiner extrem ehrgeizigen Ehefrau… Damit alles so authentisch wie nur möglich wird, beschlossen wir, ein paar Tage in Osteuropa zur Recherche zu verbringen. 

Wigald schlug Kasachstan vor. Das war mir zu östlich und klang irgendwie nach Schafshodensuppe zum Frühstück. Meinen Gegenvorschlag Bulgarien hat Wigald als zu verwestlicht abgelehnt. Zurecht muss ich zugeben. Wir einigten uns auf einen Mittelweg. Der hieß Tiflis/Georgien. 

Vorab: Das Sitcom-Konzept wurde leider nie ganz fertig. Warum, das kann man vielleicht erahnen, wenn man unsere Reisetagebücher aus dem „Reich des Blätterteigs“ gelesen hat.

Im Reich des Blätterteigs
(3 Tage Tiflis)

Zur Erläuterung:

W. = Wigald
J. = Jürgen

 

Tag 1

W.:
Eigentlich bin ich ja krank und kann gar nicht verreisen. Aber Jürgen, der Sparfuchs, ist ja bereits seit 5 Stunden auf der Autobahn unterwegs…jetzt kann ich ihm unmöglich absagen. Vor dem Abflug nach Tbilissi Essen fassen. Im Münchener Airport-Mangostin notieren Jürgen und ich gleich mal ein paar ulkige Showideen auf Serviette: „Domina-Day“, 5000 Dominas in Reihe, eine wird leicht eingepeitscht, und alle fallen um. Oder: „Schwitz komm raus“ – Die grosse Promi-Saunashow. Pro Saunagang ein Talk, und das Saalpublikum trägt Bademantel. Dann ab in den Flieger. Au Backe: Zwei Mittelplätze, und kein Platz fürs Handgepäck. Also Rucksack zwischen die Beine und Augen zu. Bis Höhe Bukarest alle 10 Minuten Blick auf die Armbanduhr, dann alle drei Minuten. Ankunft vier Uhr fünf. Pünktlich. Mannometer, bin ich groggyfant.

J:
Ich bin um sechs Uhr aufgestanden, musste noch Witze schreiben… 20 Sendeminuten bis um 13:30 Uhr. Dann Koffer gepackt ins Auto gesetzt und nach München gemäht. Eigentlich hab ich keine Zeit für diese Reise.. Aber Wigald will ja unbedingt… Großes Hallo am Flughafen. Ja, wir freuen uns auf diese Kreativwoche. – Essen fassen im Flughafen. Schicki-Micki Thailänder… Ich nehm die Peking-Ente mit viel Zwiebeln. Lecker. Leider mit Nachwirkungen im Flieger. Rucksack zwischen den Beinen. Ich sitze zwischen einem georgischen Pärchen. Er doppelt so breit wie ich, sie halb so. Auf ihrem Sitz wär eigentlich noch Platz genug für meinen Rucksack… Er ist leider der Ansicht, dass auf meinem Sitz noch Platz für seinen Ofenrohroberarm ist… – Die beiden haben sich nix zu sagen. Deshalb kann ich meinen Blähungen leider keinen freien Lauf lassen. Es war ein harter Flug. Zweithärtester meines Lebens. Der härteste war ein stürmischer Rückflug aus Jamaika. Egal. Ankunft 4 Uhr vier… nicht etwa weil meine Uhr anders tickt als Wigalds, nein, rein wegen der Alliteration… – Es riecht nach Ausland. Kohleöfen, billiger Dieseltreibstoff…

W.:
Am Zoll nur schicke Frauen mit adretter Uniform. Allüberall das Georgskreuz. Eine CI-Anleihe bei den Engländern? Bin jetzt zu müde, dies zu durchdenken. Ein untersetzter Schnurbartträger holt uns ab. Jürgen lebt umgehend auf, als er erfährt, dass man hier überall rauchen darf, sogar im Taxi. Der Fahrer schnorrt sich eine Zichte und kutschiert uns statt schnurstracks ins Hotel, auf einen Berg, von dem aus man einen „dollen Blick“ über die Stadt hat. Will wohl ein Mördertrinkgeld erschleichen. Na warte. Ich blinzle fiebrig auf das Häusermehr. Was solll das? Wenn Fotos, dann kleine Häuser, da bin ich gnadenlos, aber das werde ich unserem Fahrschnäuzer kaum beibiegen können; Kann nix verstahn (steht übrigens auch auf der Serviette: „Kann nix verstahn“, das grosse Promi-Sprachenraten, wie immer das gehen soll.) Beflissen schiessen wir Fotos, die natürlich allesamt nix werden. Zu dunkel, zu früh, kein Film drin. Ist ja immer dasselbe mit diesen Digitalkameras.


Auf den ersten Blick sympathisch: Die georgische Schrift. Eine Mischung aus Kurzschriftzeichen und Sanskrit. Im Halbschlaf kombiniere ich: Wir befinden uns am europäischen Hinterausgang. Noch drei Schritt weiter und wir sind in der inneren Mongolei. Dann endlich, die Vögel piepen schon, schiffen wir uns im Hotel ein. „Primavera“, eine Nacht kostet…äh…keine Ahnung…Jürgen souffliert soeben im Hintergrund: „170 Euro“, und ich sacke zusammen. Kann nicht sein; der Schuppen ist gerade 50 wert. Der Swimmingpool ist leer, die Zimmer stinken nach Herrenparfüm und…, ach, ist ja auch egal. Scheint ein Hochpreisland zu sein. Ich überreiche unserem Fahrer einen Zehn-Euroschein als Trinkgeld und sinke aufs Bett. Was wollen wir hier eigentlich? Hm. Dann schlafe ich ein.

J:
Die schicken Frauen am Zoll sehen alle nur halb gut aus. Naja, denke, ich, wirklich gut aussehende Frauen bewerben sich ja nicht beim Zoll… – Wie ich später lernen sollte, waren es allerdings Repräsentantinnen der georgischen Weiblichkeit.

Aber wir sind ja auch nicht hier, um Frauen zu kucken sondern, um unseren kreativen Output zu steigern. – Egal. Ich fühle mich um Jahre jünger, als ich eingezogenen Zigarettenqualm in den Taxisitzen rieche. Der Fahrer ist großartig. Er gönnt uns nicht nur einen atemberaubenden Blick über das nächtliche Tiflis, nein, er braust mit uns durch die komplette 1-Million-Einwohner-Stadt, erklärt uns alle Sehenswürdigkeiten: Das da ist das Hotel Marriott… Dort drüben wird das neue Interconti gebaut… dort links ist McDonalds… Wigald gibt ihm zehn Euro dafür… Naja, er hat´s ja. Um halb sechs Uhr morgens liege ich auf dem Hotelbett. Ich trink noch zwei orstansässige Bier „3D“, spiele ne Stunde „Texas hold em“ gegen meinen iPod und folge dann Wigald ins Land der Träume. Dorthin, wo die Hotels noch erstklassig sind, die 170 Euro kosten… Unser Primavera war mit Sicherheit in den 80er Jahren ein angesagtes Nobelhotel in dem sich die örtliche Mafia im Fitnessclub traf und im Pool Prostituierte austauschte, um anschließend oppositionelle Politiker in die Geheimnisse des Regierens einzuweihen. Heute ist der Pool ausgetrocknet, die Betten leer, die Opposition unterdrückt und zum Frühstück gibt´s altes Toastbrot, Wurst mit Flügeln und Instantkaffee. Gerade geht die Glühbirne der Stehlampe neben mir kaputt… Ach nee, sie scheint noch ganz zu sein. Der Strom ist weg… Oh-Oh, der Akku vom iPod hält auch nicht mehr lange…

W:
10 Uhr Ortszeit. Wo bleibt denn Jürgen? Gleich ist das Büffet leer und er kriegt höchstens noch eine Scheibe alten Toast, Geflügelwurst und Instantkaffee. Oder hat er einen Herzinfarkt und röchelt in der Nasszelle vor sich hin? Womöglich hat er die ganze Nacht durchgeraucht, jetzt wo er mal darf…Ich ruf mal besser an…Ah da kommt er ja. So. Kurztalk, dann Kameras schultern (er hat seine auch dabei, ein älteres Modell als meine, naja ist klar, er hat’s halt nicht so…) und raus auf die Strasse.
Grauocker, viel Verkehr, gelbe Busse mit düster dreinblickenden Hausmütterchen.
Der Georgier hupt gern, viel sowjetischere Optik als ich gedacht hatte. Für Freunde der Kleinhausfotografie ein Paradies.
Bis Mittag banne ich 35 Telefonzellen auf SD-Card und würde mich wie ein Schneekönig freuen, wenn ich nicht so kränkeln würde. Ich beschließe jedoch, meinen miserablen Zustand gegenüber Jürgen konsequent zu verheimlichen. Nachher denkt er noch, er müsse sich um mich kümmern. Dann Mittag. Wir essen Katchipuro oder so ähnlich, das Nationalgericht. Heisses Käsebrot aus Blätterteig. Ich schmecke gar nichts, heuchle aber Begeisterung. Dann widmen wir uns dem Grund unseres Georgienbesuchs: „Die Botschaft“, eine interessante Spielserienidee. Hatte Jürgen. Mit geringem Energieaufwand kreieren wir drei-vier fiktionale Charaktere, dann haben wir keine Lust mehr und stürzen wieder ins Freie. Sonne. Die Tbilissier haben alle schlechte Haut. Scheint ein Chemiepark in der Nähe zu sein. Ach ja: Das Geld hier heisst übrigens „Lari“. Ist das nicht irre komisch? Ich sach jetzt nix. Na? Nein, das Münzgeld heisst nicht F…. – Demütigend: Jürgen macht viel bessere Fotos als ich. Naja, er ist ja auch viel älter. Erklärt mir sogar, wie man die Belichtung in der Schärfe misst oder so ähnlich…was bildet der sich ein? Wer hat denn hier wohl die grossen Fotografenambitionen? Frechheit. Aber immerhin: Jetzt weiss ich, wie man die Belichtung in der Schärfe misst, oder so ähnlich. Man geht ganz nah ran, hält den Knopf fest und geht rückwärts. Ist aber blanke Theorie, weil überall Sicherheitsleute rumstehen, die aufpassen, das niemand nirgends nah ran geht.

J:
Es ist zehn Uhr. Irgendjemand tritt meine Zimmertür ein. Offensichtlich Wigald. Er suggeriert mir in den Schlaf, dass ich frühstücken soll und geht. Ich setz mich auf die Bettkante und rauche ein Päckchen Zigaretten. Geil. Ich sitze in einem echten Hotelzimmer und rauche… Ohne, dass eine Alarmanlage losgeht…– Beim Frühstück machen wir einen Plan für den Tag. – Wigald sucht kleine Häuser. Ich hab meinen alten Fotoapparat zu Hause raus gekramt, glücklicherweise sogar noch die Bedienungsanleitung dazu gefunden und mitgenommen. Wigald macht scheisse gute Fotos.
Das Regenschirmhaus ist genial. Ich knips Wäsche, die vor Fenstern hängt. Und Häuserecken… Einen Hund und eine Katze. Die Frauen hier haben verdammt gute Figuren… Aber irgendwas stört mich an den Gesichtern. Ausgerechnet Wigald, der doch nur kleine Häuser sieht, weist mich auf das entscheidende Detail hin: Die haben alle ne verdammt schlechte Haut. Tatsächlich. Das ist es. Pickel, große Poren, da schaut das fette Essen und der Instantkaffee raus. Wahrscheinlich rauchen die auch zuviel.

W.:
Oh Gott. Jetzt schreibt Jürgen weiter. Hoffentlich habe ich ihn jetzt nicht beleidigt, weil ich gesagt habe, die Frauen hätten alle so schlechte Haut. Weil Jürgen ja auch so großporig im Gesicht ist. Nicht, das hier schlechte Stimmung entsteht. Nachher denkt er, ich hielte mich für was besseres und haut mir eine rein. Oder haut einfach ab, während ich mit 40 Fieber in der Blätterteigpampa verrecke. Mist, ich muß aufpassen, was ich sage und ihm bei nächster Gelegenheit ein Kompliment machen. Hm. Mal überlegen. Ich habe ja noch Zeit, Jürgen steigert sich gerade in einen Schreibrausch hinein…oder er will fertig werden, bis das Stromnetz wieder zusammenbricht…

J:
Ja, gut, ich hab auch keine sonderlich gute Haut. Aber bei Männern wirken so´n paar Aknenarben im Gesicht halt… männlich. Wo war ich: Ach ja, Tiflis. Ich hab Bock auf einen echten Kaffee. Wir entdecken ein schickes Studentencafé und wagen uns hinein. Türsteher scheint hier ein anerkannter Ausbildungsberuf zu sein. Die stehen überall. Egal ob Bank, Frisör, Krimskramsladen oder eben Studentenkaffee. Wir bestellen Cappucino. Wigald ist er zu stark. Drei Löffel von diesem Nescafé-Fertig-Instant-Cappucino auf 2cl Wasser sind auch zuviel. – Weiter geht´s. Ich knips Zeugs. Wigald kleine Häuser. Auch in Hinterhöfen in deren Toreinfahrten zwielichtige Gestalten lauern. Er sieht die Typen ja nicht… nur kleine Häuser. – Irgendwie scheints ihm nicht gut zu gehen. Er hat ein bißchen Husten, sagt er. Er sieht aus, als hätte er TBC. So heißen hier übrigens auch die Banken. Lustig, was? Ich verrate ihm, dass ich Umckaloabo mit habe… Er lehnt ab. Harter Typ. Lieber weiter nach Luft schnappen. Soll mir recht sein, so lange er mich nicht ansteckt. – Mittagessen im 5. Stock des Primavera. Kachipura… Es gibt zwei verschiedene Sorten. In perfektem DVD-Original-mit-englischen-Untertiteln-Englisch frage ich nach dem Unterschied. Statt zu antworten deutet die großporige Kellnerin auf Kachipura Milenga oder so und gibt uns zu verstehen, dass das das Beste sei. Irgendwie hab ich im Kopf, dass Kachipura was mit Hühnchen und Sauce zu tun hat und bestelle ein paar Pommes dazu. Die Pommes kommen als Vorspeise. 1 Kilo Kartoffeln mit 30 ml Ketchup. Das Ketchup jedoch verfeinert mit cirka 7 Knoblauchzehen. Ist lecker. – Jetzt aber an die Arbeit. Mit vollem Bauch, immenser Konzentration und hoch psychologischen Ansätzen kreieren wir die ersten Haupt-Charaktere unserer Sitcom. Der Emmy ist uns sicher. Oder heißt es die Emmy? Egal. Genügend Menschen erschaffen. Wir gehen knipsen. Wigald fotografiert kleine Häuser. Ich eine Katze auf´m Müll.

W.:
„Zeig mir mal deine Fotos“ hüstele ich Richtung Jürgen. „Wahnsinn! Die Katze! Der Müll! Wow!“
Jürgen ist glücklich. So, jetzt müsste ich meine großporige Eventualbeleidigung wieder gut gemacht haben. Im Hinterkopf spukt die Botschaft. Ob das je was wird? Jürgen kennt sich in diesem Fiction-Bereich viel besser aus als ich. Naja, er ist ja auch viel älter. Ich bin mit meinen Gedanken ganz woanders. Nämlich im Bett. Trotzdem schlage ich Jürgen vor, noch ein wenig auf der Stube an so’ner Art Reisebericht zu schreiben. Kommt immer gut. Er scheint begeistert und steckt sich erstmal eine an. Ich muss husten, aber er hört nichts. Hat sein Hörgerät zuhause vergessen. Das ist überhaupt die Krönung. Alles muss ich ihm doppelt so laut sagen. Und vorlesen muss ich ihm auch. Überall. Am Geldautomaten, die Speisekarte, und auch an den Häuserfassaden. Brille hat er dabei, aber er ist zu faul, sie aufzusetzen. „Was steht denn an dem Haus dort?“ fragt er, und ich antworte: „TBC-Bank“, nur so aus Gag, in Wirklichkeit steht da „Basisbank“, aber er fällt prompt drauf rein und lacht sich weg. Ein Totkranker und ein tauber Altersblinder in der Dynamostadt. Toll. Zeit für Heiabubu.

J:
Wir kucken die Ergebnisse unseres Fotosparrings. Irgendwas stimmt mit Wigald nicht. Er findet die simpelsten Bilder von mir offenbar total prima…

Die Katze auf dem Mülleimer… ein Motiv, dass auf ungefähr vier Millionen Poesiealben klebt… findet er gut… Hm, fast so als hätte er was gut zu machen… Hat er vielleicht was gesagt, was mich beleidigt? Hm, ich hab nix gehört. Hab meine Hörgeräte zu Hause liegen lassen. Ich Depp… Ist nicht wirklich einfach, wenn man sich mit Georgiern unterhalten will, die georgisches Englisch nuscheln oder georgisches Georgisch. Aber ich trag die Dinger auch nicht so gerne. Die Welt ist so laut damit. Wigald sagt, dass hier alle Autofahrer Dauerhupe fahren. Das würde mich wahnsinnig machen… Außerdem fühl ich mich, ehrlich gesagt, zu alt damit… Genau wie mit meiner Lesebrille. Wigald ist aber so nett und souffliert mir auch hier schon mal gerne… So. Feierabend. Wigald will ins Bett. Ich geh gleich in die Bar, rauch noch ne Stange und trink das ortsansässige „3D“ Bier. Die Erfahrung von heute morgen hat mir gezeigt, dass macht nicht nur breit sondern auch tief und lang…  Und vielleicht find ich dann Tiflis morgen richtig schön…

 

 

 

Tag 2

J:
Es ist noch Dienstag. Halb zehn Uhr abends, um genau zu sein. Wigald will schon seit zwei Stunden ins Bett. Irgendwie scheint es ihm wirklich nicht gut zu gehen. Er sieht sich auch auffallend oft die Schaufenster von Apotheken an. Naja, wenn er was Ernsthaftes hätte, würde er es bestimmt sagen. Ich starre in den Monitor meines Mac. Halb zehn ist keine Zeit für mich. Ich beschließe, mich ins Gewusel der Hotelbar zu begeben und dem ortsansässigen Rotwein eine Chance zu geben, mich zu befriedigen. Viel Gutes gibt es über ihn im Internet zu lesen. Wahre Lobeshymnen. Es sollte ihm also leicht fallen. Also, ab runter ins Leben. – Die Hotelbar ist leer. Genau so wie die Hotelhalle und die Rezeption… Sollte die Bude etwa doch schon früher abgerissen werden als geplant? Nein. Ein halbwüchsiger georgischer Hip-Hopper im Adidas-Jäckchen reisst mich aus meinen Gedanken als er mit verwuseltem Haar aus der Bürotür hinter der Rezeption tritt. Red wine?, frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern und telefoniert mit zwei Telefonen gleichzeitig. Nach ein paar Minuten kommt eine Großporige und verkauft mir das Gewünschte. Auf dem Weg zu meinem Zimmer hält mich der nette Türsteher auf. Er bietet mir an, ich könne mit seiner Frau schlafen, wenn ich wollte. Oder mit irgendeiner anderen Tiflisserin… Ich brauche nur jetzt „Ja“ zu sagen. Wilde Fantasien schießen durch meinen Kopf. Fantasien von K.O-Tropfen im Rotwein oder einer AIDS-Therapie. Ich  tu ich ihm den Gefallen nicht und sage: No, thank you. – Ob denn vielleicht mein Freund Lust hätte… Ich hab keinen Freund, denke ich, die Arm in Arm gehenden Männer hier im Hinterkopf. Dann fällt mir ein, dass er Wigald meinen könnte. Nein, der schläft schon.  Ich geh auf´s Zimmer, drücke den Korken in die Flasche und genieße meinen ersten georgischen Rotwein. Er hat im Ansatz Ähnlichkeiten mit einem spanischen Rioja, der durch schlechte Lagerung zum Essig mutierte. Na ja, man sagt ja auch, dass Deutschland gute Weine hat… Und dort gibt´s schließlich auch Amselfelder. Ich gewöhnte mich an den Geschmack, trinke die Flasche halb leer, rauche die zweite meiner fünf mitgebrachten Stangen American Spirit und schlafe selig ein… nachdem ich noch zwei Stunden „Texas hold ´em“ verloren habe…

W.:
Frühstück nach feuchtem Schniefschlaf. Die Suppe tropft in den Nescafé und ich niese laut. „HALLO, JÜRGEN, HIIER!“ Er sieht und hört ja nichts. Aua, mein Schädeldach federt nach. Tagesplanung. Geht schnell: Wie gehen jetzt mal los, und dann sehen wir weiter. Gut. Wir überqueren den Fluss mit dem unmerklichen Namen, eichhörnchenfarbenes Wasser, Mainformat, dann setzen wir uns erstmal in ein Kaffee. Uff. Jürgen steckt sich vier-fünf Zigaretten an und nebelt mich ein. Ich tue so, als wolle ich einen wuchtigen Karpfen in einem winzigen Aquarium fotografieren, von wegen kleine Häuser und so, in Wirklichkeit flüchte ich lediglich vor dem Grossbrand in seinem Mund.

Ritsch, ratsch, klick, hat der Karpfen ins Zelluloid gebissen und wir ziehen weiter. Mist, auf dieser Flussseite scheint es keine Unterführungen zu geben, und ohne die sind Strassenüberquerungen hier unmöglich. Wer’s probiert wird sofort überfahren. Kein Wunder, dass hier schwarz die Modefarbe Nummer 1 ist. 80er eben. Hohe Bettlerdichte. Eine junge Dame mit nur einem Zahn, der ich ihre Lari verweigere, haut mir eine vor’n Latz. Jürgen weist mich darauf hin, dass es vielleicht sinnvoll sei, die Kamera besser unter der Jacke zu tragen. Mach ich.
Markthallen. Aha. Soso. Was soll ich sagen? Hier gibt’s alles, von Lenor über frisch gemahlenen Makrelen bis hin zu selbstgeangeltem Currypulver. Leider keine Stehimbisse. Wir beschliessen, vor unserem Rückflug noch gross einzukaufen: Der Salat sieht gut aus, die Kartoffeln auch. Dann können wir später auf die Frage, warum wir denn in Tiflis gewesen seien, antworten: „Och, nur so zum Einkaufen, Salat, Kartoffeln, 3 Eier.“ Und zum Telefonzellen fotografieren natürlich. Ich habe bereits eine stattliche Sammlung, die ich dereinst einer staatlichen Sammlung vermachen werde. Nur so am Rande.

J:
Ich wach auf. Zehn Uhr. Wieso hat Wigald mich nicht geweckt? Hat er vielleicht die ganze Nacht so laut gehustet, dass der Nachbar den Notarzt alarmierte? Und nun liegt er irgendwo in einem Tiflisser Krankenhaus und hustet unter ärztlicher Aufsicht. – Ich schleppe mich ins Bad, rauche eine Packung Zigaretten unter der Dusche und fahre nach oben. Fünfter Stock. Dort sind das Restaurant und der ausgetrocknete Pool. Und Wigald. Er hat mich entdeckt, stellt sich auf den Tisch und winkt mit einer Serviette. Glaubt wohl, ich sei blind? Ach, egal. Hauptsache, er hat seinen Spass. Er behauptet, er wär schon gelaufen. Ich glaub ihm kein Wort. So wie der den Schleim durch die Bronchien drückt, wird der keine hundert Meter weit schneller als 5 km/h schaffen. Ich hab mich geirrt. Mit ungefähr 7 km/h erkunden wir die Stadt. Sie  ist zum Glück nicht viel größer als Köln. Also, recht leicht zu Fuss zu erkunden. So sind wir auch schnell auf der anderen Rheinseite und setzen uns in ein Kaffee, das von außen nach Kaffeemaschine aussieht. Cappuccinopulver gab´s. Und ein übersüßtes Blätterteilchen aus der Kantinenauslage. Überhaupt ist das Essen entweder unglaublich süß oder unglaublich salzig. Salzig geht ja noch. Macht wenigstens guten Durst… Aber süß… wahrscheinlich nur schlechte Haut. Wir gehen die Hauptstrasse entlang. Mit cirka 50.000 Tiflissern zusammen. Dabei fällt mir auf, dass die Evolution die mangelnde ästhetische Qualität der Frauen hier durch Quantität ausgeglichen hat. Jeder zweite Mann ist eine Frau… Und einige davon sehen so aus, als ob sie den Türsteher unseres Hotels recht gut kennen… – Wigald fotografiert ein kleines Haus. Diesmal ist es ein leerer Verkaufsstand. Der Besitzer verjagt ihn von seinem Grundstück. Überhaupt scheinen die Tiflisser es nicht wirklich zu mögen, wenn man hier wild rum fotografiert. Mich hat es kurz vorher auf der Brücke erwischt. Ich hab ne Statue geknipst.
Ein Polizist… könnte auch ein Türsteher gewesen sein, wollte die Bilder sehen. Ich tat ihm den Gefallen woraufhin er seine Kumpels rief. Sie zerrten mich in ein eine der zahlreichen Toreinfahrten, zogen mich nackt aus, verprügelten mich und verkauften mich schließlich an eine Bande vorbeiziehender Mongolen. Wigald hat zum Glück nichts bemerkt. Möglicherweise hätte ihm der Vorfall den Mut genommen, weiter kleine Häuser zu fotografieren.

Der Verkehr hier ist wirklich unglaublich. Im Internet steht, die georgischen Autofahrer haben einen aggressiven Fahrstil. Das stimmt so nicht. Wenn ein Georgier ins Auto steigt zieht er in den Krieg. Größter Feind des georgischen Autofahrers: Der georgische Fußgänger. Und Wigald. Und ich. Wir haben es trotzdem geschafft, lebend über mehrere, insgesamt 36-spurige Kreuzungen zu den Markthallen zu gelangen. Und da wurde mir bewusst, wo wir waren. Am Arsch Europas, der sich über die Schüssel Asiens schwingt. Wildes Treiben, exotische Duftmischungen aus totem Fisch, Currypulver und Dieselabgasen. Der Urkampf um Kaufen und Verkaufen. Wigald, das treuherzige Kerlchen hat seine 5000 Euro Kamera immer noch vor der Brust hängen. Eigentlich will ich ihm schon seit gestern sagen, dass es nicht die feine Art ist, den armen Menschen hier zu zeigen, wie reich man ist. Jetzt tu ich´s. Er versteckt sie auch tatsächlich brav unter seiner Jacke. Hätte er´s früher getan, hätte ihm wohl das kleine, zahnlose Mädchen vorhin nicht in die Eier getreten…

W.:
Was ist heut bloss mit Jürgen los? Irgendwie schlapp auf den Beinen. Ob er wohl die ganze Nacht durchgesumpft hat? Womöglich mit dem legendären hiesigen schweren Rotwein und den legendären hiesigen leichten Mädchen? Aber wo sollte er letzteren schon begegnet sein, wir haben ja gar keine Ahnung, und Rotlichtviertel wird’s hier kaum geben, schon alleine wegen der ständigen Stromausfälle. Oder hat er sich gekloppt? Ach, was soll’s, ich habe genug mit mir selber zu tun. Auswurf, curryfarben. Frühheimkehrerfantasien. Lommeligkeit. Ich bin so neben der Kappe, dass ich am Markthallenausgang nicht guck wo ich hintrete und in einem Schlagloch lande, mindestens sieben Meter tief. Gottseidank hat Jürgen sein Teleobjektiv dabei, mit dem er mich auf dem Grunde erspäht um mir dann sein USB-Kabel herunterzuwerfen. Schade, dass ich keinen Anschluss habe.
Übrigens sind wir die einzigen Touristen hier. Wir fallen immens auf während wir mit unseren Kameras durch die Gegend stapfen. Dafür fallen uns wiederum einige Tiflisser Eigenarten auf: Z.B. Dass hier enorm viele Jungs Arm in Arm durch die Strassen gehen, ohne schwul zu sein. Bzw. wir nehmen mal an, dass sie nicht schwul sind, denn sonst wäre dies die Welthauptstadt der Schwulenbewegung und Köln und Frisco könnten einpacken. Aber das wird nicht so sein. Im Gegenteil. Schwule werden hier wahrscheinlich sofort standrechtlich überfahren.
Wir überqueren wieder den Fluss, haben Hunger und suchen eine Gaststätte. Echt georgisch wär toll. Wir gelangen an einen zu Stalinzeiten konzipireten Kreisverkehr mit integriertem Militärdenkmal, Durchmesser 350 Meter, der nur per Unterführung zu unterqueren ist. Am Ausgang der Zwielichtröhre lesen wir einen Pfeil, der in überwuchertes Brachland weist. Daneben steht „Zoo – 10 Meter“. Nanu. Interessiert folgen wir dem Pfeil (ist ja nicht so weit) und sehen, tatatata, einen Zoo! Allerdings verfallen, ohne Tiere. Nur ein Autoscooter wartet noch auf Kundschaft. Gott, ist das fertig hier. Wenn Stalin das wüsste. Auweia.

J:
Wigald will wieder zurück auf die andere Flußseite. Er hat Hunger, sagt er. Aber der Sturz in das Schlagloch hat ihm wohl mehr zugesetzt als er zugibt. Vielleicht ist es aber auch sein Husten… Immer wieder spuckt er heimlich Schleim aus. Ich hab´s mir mal genauer angesehen. Blut ist darin. Einmal war´s sogar reines Blut. Recht hell, aber ne sehr poetische Form. Sieht ein bißchen aus, als hätte er einen georgischen Reiter mit Sonnenbrand gespuckt, der mit seinem Pferd über ein Mohnfeld galoppiert. Er ist halt ein Künstler und Ästhet. Selbst wenn er TBC hat. An einem relativ großen Kreisverkehr, der nur durch die Tunneltoiletten der einheimischen Nomaden zu unterqueren ist, entdeckt er einen kleinen Pfeil: Zoo – 10 Meter. – Er freut sich wie ein Schneekönig und fotografiert das eingepferchte Ödland. Ich suche 2pac. Über die Begeisterung vergessen wir, dass wir echt georgisch essen gehen wollten und erklimmen den Berg zum „Primavera“. Spaghetti Alio e olio bestellen wir beide… ohne uns vorher abgesprochen zu haben. Ja, wir haben schon oft die gleichen Gedanken. Sind uns sehr nah gekommen in diesen Tagen. Manchmal reicht er mir beim Frühstück sogar den Zucker, ohne dass ich was zu sagen brauche… Ein gutes Gefühl, einen solchen Freund zu haben. Hier draußen, im Niemandsland zwischen Zivilisation und Europa. Ich glaube, bei unserem morgigen Ausflug in die Altstadt werd ich mich einfach mal bei ihm einhaken. Bin gespannt, wie er reagiert.

W.:
Habe langsam den Eindruck, Jürgen hat bemerkt, dass ich nicht gerade in Topform bin. Dabei entledige ich mich meines Schleims bereits so subtil wie möglich und rotze nur dort hin, wo er nicht weiter auffällt, z.B. in Rosenbeete. Hoffentlich kehrt er jetzt nicht den Pfleger raus, macht dutzi-dutzi und bietet mir seinen Arm an.
Im Hotel bestellen wir Spaghetti mit Knoblauch hoch zehn. Knollenalarm. Das möbelt mich auf, und ich erzähle Jürgen, was man in dieser Stadt so hören kann, z.B. die Polizeiautos. Alle haben sie Megaphone aufs Dach montiert, und ständig blöken die Wachtmeister die anderen Verkehrsteilnehmer an. Einen Moment lang glaube ich, dass Jürgen nur so tut, als könne er mir folgen, aber dann lässt er seinen Esprit von der Leine und witzelt: „Vielleicht erzählen die ja auch in einem fort immer nur Witze, kommt ein Polizist zum Arzt oder was auch immer.
Mittagsschlaf. Auf dem Weg ins Zimmer werde ich von einem Hotelangestellten angesprochen. „Pssst!“ „Wie bitte?“ „Psssst…Madame?“ Ach Gottchen, ich habe mindestens 40 Fieber und würde die Dame sicher anstecken. Darum verzichte ich. Obwohl, ich habe mir heute morgen dummerweise 500 Lari abgehoben und keinen Schimmer, wie ich das Geld hier loswerden soll. Karstadt etc. gibt es nicht. Nur Strassenhändler, und ab und zu eine Eisenwarenhandlung. Und ein gutsortiertes Waffengeschäft ist auch hier. Da gibt’s sogar Kalaschnikoff, wenn ich die Schaufensterwerbung richtig gedeutet habe… – Nach der Heia wieder Arbeit. Die Botschaft. Puh, ist das zäh. Jürgen behauptet, er habe eine Software, die einem viel Arbeit abnähme. Diese Aussicht war für mich ja überhaupt die Grundlage für meine Zusage, mit ihm nach Tiflis zu reisen. Stimmt aber leider gar nicht. Man muss immer noch selber denken. Jürgen steckt sich eine neue Stange Zigaretten in den Mund. Mir wird schlecht und ich bitte um eine Pause. Spaziergang. Vor dem Parlament stehen lauter Iglu-Zelte, drumherum einige Hundert Personen, alle in schwarz.
Kombiniere: Hier wird demonstriert. „For free elections“ lese ich auf einem Transparent, und in den Zelten hocken Männer mit ernsten Gesichtern. Hungerstreik. Ich gerate in Trance. Zelte=Kleine Häuser, Schalter umlegen, Bsssss, Klick-klick-klick. Ich traue mich sogar, die Polizeiabsperrung zu überwinden und pirsche mich zwischen die Zelte. Mit Rotz in der Nase und Schaum vorm Mund knipse ich auf und in die Zelte, bis ich entkräftet zusammenbreche. Wahrscheinlich hält man mich nun für einen Märtyrer der Opposition und ich komme morgen ganz gross in die Zeitung. Gottseidank klemmt Jürgen mich untern Arm und schleppt mich aus der Gefahrenzone, ehe die Panzer heranrollen – direkt hinein ins nächste Restaurant. Jetzt aber. Echt georgisch. Muss doch zu schaffen sein. Mit der Brechstange bestellen wir das exotischste, was die Karte anpreist, Ojapuri und Forelle mit Granatapfelsauce.

J:
Wigald kuckt so komisch. Irgendwie scheint er mehr von meiner Serien-Entwicklungs-Software erwartet zu haben. Die kann halt auch nix weiter als Fragen stellen. Wenn man darüber richtig nachdenkt und die richtig beantwortet fällt das alles hinterher viel leichter. Soll er sich doch nächstes Mal mit einem Bleistift und seinem Block an die Isar setzen und ne Serie aufschreiben. Ach, mach doch was du willst. Ich hab auch keinen großen Bock auf Arbeit. Dafür sind die Eindrücke hier viel zu gewaltig. Egal. Nach einer halben Stunde harten Werkelns sind wir uns einig, dass wir schon lange keine Fotos mehr gemacht haben… Es geht wieder den Rustaveli-Prospekt entlang. Das ist so was wie „Unter den Linden“. Wir kommen am Parlament vorbei und Wigald rastet aus. Die Oppositionellen haben dort Zelte aufgebaut, um mit einem Hungerstreik das geplante Mehrheitswahlrecht zu boykottieren und den Präsidenten abzusetzen. Glaub ich. Wigald sieht allerdings nur kleine Häuser und wirft sich in die Menge. Er kann ja nicht wissen, dass sich hier an gleicher Stelle vor nicht mal einem halben Jahr Opposition und Regierung tausenderweise die Köppe eingeschlagen hat… Vorsorglich knips ich ein paar Bilder von ihm zwischen den Oppositionszelten. Wer weiß, wenn er hier und jetzt erschossen wird, könnten die ganz schön was einbringen…

Ein halbzahnloser Oppositioneller spricht mich auf Englisch und schließlich auf Deutsch an. In Hamburg war er oft, erfahre ich. Und in Berlin. Und in… hab ich vergessen. Auf seinem Barrett ist das SS – Zeichen gemalt. Er deutet darauf und sagt: Kennst Du? Ich bejahe und sag ihm, wie scheisse ich es find. Er erklärt mir, dass es sich um die Initialen von ihm und seinem Sohn handelt. Sadar und Soda oder so ähnlich. Keine Hörgeräte halt. Ich glaub ihm kein Wort und hoffe, dass der Präsident noch ne Weile im Amt bleibt. Im Augenwinkel erkenne ich, dass Wigald offenbar von den wütenden Massen zusammengeschlagen wurde. Jedenfalls taumelt er zwischen den Zelten umher. Eine Sekunde lang denke ich an die letzten Fotos die ich von ihm geschossen habe, ziehe ihn dann aber trotzdem vollkommen uneigennützig aus der Masse und lasse ihn von zwei Polizisten ins nächst beste Restaurant tragen. Unterwegs murmelt er nur irgendwas von „Hummer“. Ich hab ihm dann ne Forelle bestellt, mit einer Soße so rot wie sein Auswurf. Mir ein Kotelett mit Bratkartoffeln, dazu einen leichten georgischen Rotwein. Der war lecker.

W.:
Was für eine Forelle! Der beste Flussfisch, den ich je gegessen habe. Die Granatapfelsauce ist so süß, dass sich meine Zähne umgehend spiralig aus dem Zahnfleisch herausschrauben und auf den Esstisch purzeln. Jürgen merkt gar nichts, weil er wie gebannt die Bilder auf dem Display seiner Kamera betrachtet. Meint wohl „Boning in Gefahr, das wär was für den Boulevard oder so“. Naja, wer 6000 Euro für eine veraltete Kamera ausgibt, muss sehen, wie er das Loch in der Haushaltskasse wieder stopft. Für den bin ich hier offenbar höchstens so’ne Art Clown-August/Florida-Boy/Vorleser und Anschreier. Naja, auf so’ner Reise lernt man sich halt mal ganz anders kennen. Dachte ja bisher, wir seien dicke Freunde. Und nun…Wenn ich mir angucke, dass hier Hinz und Kunz Arm in Arm durch die Stadt schlendert: Das sind richtige Freunde! Und mich lässt er hier sterben, verrecken am Fusse des Kaukasus. Jedenfalls fast. Schwitzend stopfe ich mir meine Zähne wieder in den Mund. Skorbut? Oder ist es doch die Erkältung, die auf die Beisserchen geht, oder ist das mit den Zähnen nur so eine schrullige Fieberfantasie…am Ende gab’s vorm Parlament auch gar keine Zelte, wir sind gar nicht in Georgien, und Jürgen ist gar nicht schwerhörig. Alles nur geträumt… „Lass uns in Hotel gehen, Jürgen. Jürgen? JÜRGEN!“ Nee, doch kein Traum. Mist.

 

 

 

 

Tag 3

W.:
Augenaufschlag; ich bin noch immer in Tiflis. Mühsam wuchte ich mich in den Frühstücksraum. Frühlingssonne beleuchtet meinen Instantkaffee. Am Nachbartisch sitzen ein Amerikaner, der sich wohl beim Rasieren geschnitten hat und die Wunde mit einem Stück Toilettenpapier abgeklebt hat sowie ein Engländer. Die beiden arbeiten im Helikopterfachverkauf. Was lasen wir gestern mehrfach auf Plakaten in Parlamentsnähe? „Integration into Nato ist our highest priority“ oder so ähnlich. Da gibt’s noch allerhand Anschaffungsbedarf. Wird schon. Die Fachleute sind bereits vor Ort. Als ich aufgegessen habe kommt Jürgen. Wir reden ein Weilchen aneinander vorbei, dann schultern wir unsere Kameras und gehen ans Tagwerk. TOP 1: U-Bahn. Station ist um die Ecke.

J:
Ich hab geträumt. Wigald läuft hier über Berge und Höhen, den ganzen Tag, er will unbedingt einen Rekord aufstellen: Alle Strassen von Tiflis an einem Tag ablaufen. Gut, dass er mich dazu nicht geweckt hat. Stattdessen tun das die Bauarbeiter. Hier nebenan wird nämlich gerade ein Haus abgerissen. Sehr typisch für diese Stadt. Überall wird abgerissen, neu gebaut, renoviert und verfallen gelassen. Erinnert mich ein wenig an Weimar, 1993. Aufbruch in den Westen halt. Die Uhr zeigt halb elf. Ich springe hoch. Jessas. Wigald wird schon seit Stunden auf mich warten, der alte Frühaufsteher. Dann bemerke ich, dass  die stehen gebliebene Zeit hier nun auch die Wanduhr befallen hat. Tatsächlich ist es erst halb neun. Gemütlich rauch ich mein Päckchen Zigaretten unter der Dusche und gehe in den Frühstücksraum. Wigald ist natürlich schon durch mit Frühstück und versucht, sich mal wieder ins Internet einzuloggen. Seit Tagen kämpft er mit dem Wlan hier… Am Nachbartisch sitzt ein Typ, der offensichtlich eins in die Fresse bekommen hat. Wahrscheinlich ist er auf das Angebot des Türstehers eingegangen und wollte dann nicht zahlen. Egal. Ich mix mir meinen Instantkaffee, beisse ins Toast, kippe Wigalds Pfirsichsaft über Tisch und Boden und lasse mich dann von ihm überreden, mit der Metro quer durch die Stadt zu sausen. Die Bedienung kuckt mir komisch hinterher. Sieht gar nicht mal so schlecht aus.

W.:
Bahn-Ticket-Kauf in der der Station Prostaveli oder weissderkuckuck, man kann ja nix lesen. Demzufolge merken wir auch zunächst nicht, dass wir an einem Bankschalter, der in die Eingangshalle integriert ist, U-Bahn-Tickets kaufen wollen. Nach gefühlten 20 Minuten ist das Missverständnis aufgeklärt und wir trotten 3 Meter nach rechts zum anderen Schalter. Nochmal 20 Minuten versucht Jürgen klarzumachen, was wir wollen (nämlich 2 Tickets irgendwohin), dann reicht uns eine starkgeschminkte Olga mit Dutt zwei gammelgelbe Plastikchips rüber, wie man sie in Deutschland dazu benutzt, um Einkaufswagen voneinander zu trennen. Beim nächsten Ticketkauf, so nehme ich mir vor, übernehme ich von vorneherein die Verhandlungsführung; ich kann zwar auch kein georgisch, bin aber immerhin schon mal nicht taub und blind.
Die tiefste U-Bahn der Welt! Achtes Untergeschoss, mindestens. Eine irrelange Rolltreppe führt nach Mittelerde. Jürgen kriegt leider Platzangst und will wieder nach oben, was ich jedoch gekonnt verhindere, indem ich mich taub stelle. Um sich von seiner Angst abzulenken, schiesst Jürgen ein paar Fotos, was von Sicherheitskräften jedoch mit einem beherzten „Dududu!“ unterbunden wird. Hä? Nun denn. Einsteigen und los geht’s. Der Zug ist noch kyrillisch beschriftet, Baujahr 83 und sehr schwach beleuchtet. Ist wahrscheinlich ganz gut so, bei den hier üblichen Stromausfällen ist das Auge dann schon mal vorgewöhnt. Das verhindert Panik.

J:
Wir schlurfen zum gefühlten 200. Mal über den Rustaveli-Prospekt Richtung U-Bahn-Station. Mir reicht´s. Ich hab jetzt genug dreckige Wäsche und alte Toreinfahrten geknipst. Gut, dass wir die Abreise um einen Tag vorverlegt haben. Außerdem zwickt mich mein Zeh. Defektes Gelenk dank geerbter Gicht. Viertausend Kilometer in zwei Tagen, mit cirka 800 Höhenmetern Unterschied. Das kann so´n Ironman wie Wigald vielleicht ab. Für einen Kölner Flachländer wie mich fällt das quasi unter Mißbrauch von Rauchern, was mit mindestens zwei Tagen stillsitzen bestraft werden sollte. Egal. Ich kaufe zwei Tickets. Die Sprache hier zu verstehen fällt mir leicht. Ohne Hörgeräte klingt sie genau so wie Deutsch. Wigald will mir beweisen, dass er sich besser auskennt als ich, unterbricht mein Gespräch mit der hübschen Schaffnerin und schiebt mich zum nächsten Ticketschalter. Naja, soll mir recht sein. Kauf ich die Autoscooter-Chips halt hier. Dann geht´s ins Loch.

Jesus ist das hoch. Ich hab nun mal Höhenangst und vertreib mir den halbstündigen Abstieg mit fotografieren. Unten angekommen stürzt sich ein Sicherheitsmann auf mich und weist in akzentuiertem Hochgeorgisch darauf hin, dass fotografieren hier verboten ist. Interessanterweise hatte er weder Hörner an der Stirn noch einen Pferdefuß. Wir steigen in die Bahn. Wigald hustet Blut in sein Taschentuch. Wie gesagt, gut, dass wir bald abreisen.

W.:
Endlich sitzen! Ich starre auf den Boden und meinem Tropfsekret hinterher. Mein Plan: Erstmal sitzen bleiben bis zur Endstation, dann den Zug in die Gegenrichtung besteigen, wieder zurück und so fort. Am Ende der U-Bahnlinie müssten die Häuser kleiner sein als im Zentrum. Vielleicht gibt’s hier sogar Schrebergärten? Ist doch eine verteufelt interessante Fragestellung…Und was will Jürgen? Aussteigen, so schnell wie möglich. Er fühle sich nicht wohl, sagt er. Das sei zu eng, zu tief. Er müsse wieder nach oben. Mühsam raffe ich mich auf, völlig willenlos. Also weiter zu Fuss. Für ein gesundes, gestandenes Mannsbild in seinen besten Jahren wie Jürgen mag die Lauferei durch die Stadt ja kein Problem sein, ich jedoch pfeife auf dem letzten Loch. Wo sind wir? Altstadt. Enger Klotterkram, Kartenhäuser aus Holz, 250 Jahre alt, allüberall Wäscheleinen, die Jürgen begierig fotografiert. Faule Hunde winseln zwischen unseren Beinen umher. Vor einem Kloster zwei Popen in Ornat. Steigen in einen RAV 4 ein, wieder aus, recken den Daumen. Gutes Auto, ich weiss. War wohl ein Probesitzen im Rahmen eines Verkaufsgesprächs unter Priestern. Klar: Auch Popen brauchen PKWs.
Zwei drei Ecken weiter stehen wir vor einer Grossbaustelle. Ich erinnere mich, wie uns kurz nach unserer Ankunft der schnauzbärtige Fahrer auf einen Burgberg gefahren hatte, fürs Foto, und um uns ein Gesamtpanorama der Stadt zu präsentieren. Dabei hatte er auch auf diese Grossbaustelle gezeigt, und „Präsident“ geradebrecht. Jetzt stehen wir direkt vor ihm, dem monumentalen Präsidentenpalast des umstrittenen Herrschers aller Georgier, Saakaschwili. Noch ein blanker Rohbau, nur die Kuppel ist bereits begehbar. Stark inspiriert vom Berliner Reichstag. Hinter mir zückt Jürgen seine Kamera. Ich gehe langsam weiter und entdecke ein dolles Polizeihäuschen. Ob ich das wohl mal fotografieren kann? Plötzlich sprintet ein junger Uniformträger an mir vorbei. „Nanu, der hat’s aber eilig“, denke ich mir und trotte weiter gen Schuposchuppen.

J:
Ich hasse U-Bahn fahren. Egal in welcher Stadt. Aber hier, in viertausend Metern Tiefe fühl ich mich richtig unwohl. War nicht irgendwann in den Siebzigern Tiflis mal Heimat eines gewaltigen Erdbebens? – Wigald will unbedingt bis zur Endstation fahren. Wahrscheinlich mutmaßt er, dass dort der Hauptbahnhof. Was, um Gottes Willen, hat er nur mit seinem Hauptbahnhof. Dort gibt´s a) keine kleinen Häuschen und b) nur hektische Reisende… Ein paar Züge vielleicht, die rein und wieder raus fahren.
Ich suggeriere ihm die Altstadt. Lüge, dass ich mal gelesen hab, dort gäb es unglaublich viele kleine Häuser… Er willigt ein, schiebt dabei seinen Fuß über den blutigen Fleck, der sich vor ihm auf dem Boden befindet. „Wo müssen wir denn da aussteigen?“, fragt er mit gebrochener Stimme. Mein Bauch sagt mir: „Zwei Stationen.“ Ich wiederhole es laut für Wigald. „Woher weißt Du das?“. Tja, woher weiß ich das? Natürliches Raumempfinden. Angeborene Navigation. Schließlich war ich Infanterieausbilder bei der Bundeswehr. Beim Straßenkampf, wo alle Hinweisschilder weggebombt sind musst Du dich auch an anderen Punkten orientieren. So steigen wir also glücklicherweise zwei Stationen später aus. Tatsächlich, nur ein paar tausend Meter weiter: Die Altstadt. Jene sagenumwobene, letzte städtische Holzhaussiedlung der Welt. Ist das spannend. Für Wigald weniger. Die Häuschen sind ihm nicht klein genug. Das Problem jeder Partnerschaft: falsche Erwartungshaltung.

Doch dann deutet Wigald auf eine Art Reichstagsgebäude und ruft: Der Präsidentenpalast. – Woher weiss er das denn schon wieder? – Die Reichstagskuppel liegt Luftlinie ungefähr 100 Meter entfernt. Dazwischen allerdings ein Tal. 400 Meter tief. Das hieß: 400 Meter runter, 400 Meter hoch. Mein Zeh schwillt an. Meine Fußgelenke knicken immer öfter ein, als stünde ich auf Weidenästchen statt Beinen. Aber dann: Der Palast. Eine Baustelle. Cool. Das Dach ist eins zu eins vom Reichstag geklaut. Wigald knipst ein Wachhäuschen der Bullen. Ich muss die Kuppel unbedingt verewigen. Drei Klicks, dann nehm die Kamera herunter und blicke auf einen Polizeistock, der in Richtung meiner Nase unterwegs ist.

W.:
Wo bleibt eigentlich Jürgen? Vorhin hat er irgendwas von Gicht gefaselt, die sei bei ihm quasi angeboren. Taub, blind und immobil. Jürgen braucht eine Krankenschwester, und zwar bald. Vielleicht wird er ja hier in Georgien fündig?! Über diesen Gedanken schmunzelnd drehe ich mich um. Jürgen ist von aufgeregten Bodybuildern umringt, die ihm laut schreiend die Kamera aus der Hand reissen. Dann halten ihn zwei finstere Jünglinge fest, während der dritte die Kamera untersucht. Ich schlendere Richtung Jürgen. Könnte jetzt ja auch einfach weggehen, aber er hat einen viel besseren Orientierungssinn als ich, und ich würde den Weg zurück ins Hotel kaum finden…vorsichtshalber verstecke ich meinen Fotoapparat unter der Jacke. Jürgen zündet sich vor Aufregung erstmal eine Stange Zigaretten an und pustet den Sicherheitskräften den Rauch ins Gesicht. Schöne Scheisse. Mittlerweile stehen ein halbes dutzend schwer bewaffneter Leibgardisten um Jürgen herum und untersuchen seine Kamera. Ich halte mich etwas abseits, ich will ja niemanden anstecken.

J:
Ich weiche dem Schlag geschickt aus und lächele den uniformierten Stockträger an. „Hello.“ – In perfektem Georgisch fragt er mich, was ich hier mache. Ich antworte ebenso perfekt deutsch: „Was wird man wohl machen, wenn man eine Kamera vor´s Auge hält und in Richtung Präsidentenpalast zielt? – Ich knipse.“ Er ruft seine Kumpels, mit denen er  fasziniert meine Chipkarte durchsucht. Lautstark diskutieren sie darüber, welches wohl das beste Foto sei. Dann einigt man sich auf die drei Reichstagskuppel-Bilder. Ich bin anderer Meinung, da zwei davon verwackelt sind. Zur Klärung des Streits ruft einer der Uniformierten über Funk jemanden, der sich mit Fotografie auskennt. Wahrscheinlich der Chef der Abteilung Fahndungsfotos… Wigald bemerkt offenbar, dass hier alles in Ordnung ist und kommt hinter dem Sandhaufen hervor hinter dem er sich versteckt hatte. In dem Moment fährt der Panzerwagen mit dem Fotospezialisten vor.

W.:
Was für Vollidis, denke ich mir, sehen die denn nicht, dass ich auch eine Kamera dabei habe? Offenbar nicht. Nur Jürgen steht im Focus. Könnte natürlich am extralangen 5.000-Euro-Objektiv liegen. Ich beobachte die Szene, ohne mich gross einzumischen. Hat ja eh keinen Zweck, die Uniformträger können kein Englisch, und wenn Jürgen in Einzelhaft kommt, kann ich ja sowieso nicht mit, schon von der Wortdefinition her. Immerhin muss auch ich meinen Pass abgeben. Langes Palaver. Ob ich meine 500 Lari rausziehen soll, als plumpes Angebot? Dann hätte ich wenigstens mein Geld ausgegeben, weil, viele Shoppingmöglichkeiten gibt’s hier ja eh nicht, günstiger Rücktausch in Deutschland ist wahrscheinlich ausgeschlossen, und Jürgen wär mir auf ewig dankbar. Hoffentlich ist kein militanter Nichtraucher unter den Gorillas, sonst wird Jürgen sowieso ins Loch gesperrt, aber Nichtraucherei ist ein in Georgien gänzlich unbekanntes Phänomen.
Nee, das Geld lass ich mal besser stecken. Zu viele Leute, der zahnlose Anreiner als Zeuge, den ersten Schritt sollten doch besser die Fotofresser tun.

J:
Der Fotokritiker ist sich mit den anderen Jungs einig: Die drei Bilder der Reichstagskuppel sind die besten. Er will sie mir abkaufen. Auf der Stelle. Ich versuche, ihm klar zu machen, dass das nicht geht. Das sind digitale Bilder. Ich krieg die da jetzt nicht raus. Ich könnte ihm eine Kopie per e-mail zukommen lassen… Er wird ungehalten. „Nix Copy.“, faucht er mich an. Offensichtlich ein fanatischer Originale-Sammler. Ja, aber das geht jetzt nicht, jammere ich. Dann will er meine Adresse wissen. Wohl um sicher zu gehen, dass er die Abzüge auch ganz bestimmt erhält. Ich geb ihm meinen Pass. Ach, sieh mal an. Wigald reicht ihm auch seinen Pass… Will wohl auch seine Fotos verticken, was? Aber noch hat ja niemand bemerkt, dass Wigald einen Apparat unter der Jacke hat. Wigalds Fotos sind viel besser als meine und das könnte den Preis für meine drücken… Ich versuch den Typen von Wigald abzulenken, reiß ihm meine Kamera aus der Hand und zeig ihm die anderen Fotos. Da. Ein kleines Häuschen, auf dem „Police“ steht. Das hab ich gemacht. Nicht Wigald… – Stimmt natürlich nicht. Wigald wollte unbedingt mal meine Kamera ausprobieren und hatte das Ding zufällig im Sucher und dann natürlich abgedrückt…

Aber offensichtlich hat er mich trotz meiner guten Sprachkenntnisse falsch verstanden. Jedenfalls nimmt er die Kamera wieder an sich und löscht die Reichstagskuppelbilder mit den Worten: Nein, dann soll niemand diese Fotos haben“. Dann lässt uns mit wütendem Blick einfach stehen. Wigald zerrt mich weg, als ich versuche, die Jungs zum Gruppenbild zu bitten. Ist doch nur neidisch, weil mein georgisch so gut geworden ist und er immer noch kein Wort versteht.

W.:
Jürgen ist völlig verwirrt. Mit hochrotem Kopf stammelt er in einem Kauderwelsch aus Englisch, saarländisch und „Kentucky schreit Ficken“-Slang Sachen, die meinen Adrenalinpegel in die Höhe treiben, z.B.: „My fotos are sowieso onnscharf (saarl.), and anyway, Every Bauarbeiter could just place a bomb in the bettong(saarl.), with a Fernzündung and then sell the Fernzündung to The Mafia. You know? Remote control? Bauff (saarl. Für „Bums“)? They could do it right know while you are lösching my photos. Look there!“ Dann zeigt er in Richtung eines Bauarbeiters, der gerade mit Betongiesserei beschäftigt ist. Die Köpfe der Polizisten wenden sich Richtung Baustelle, und im selben Moment reisse ich Jürgen aus dem Polizeigriff, klemme ihn untern Arm und renne mit ihm Richtung Fluss. Die Polizei merkt nichts, ist ja abgelenkt. Beine in die Hand und ab. Jürgen steckt sich erstmal eine an. So. Auf den Schreck einen Dujardin und, wie heisst dieses Blätterteigzeugs noch mal? Axolotl? Egal. Lecker. Gute Küche, dass nur am Rande. Muss für die Georgier hart gewesen sein, in der sowjetischen Mangelwirtschaft.
Die Begegnung hat Auswirkungen. Wir sind vogelfrei. Kein Handyempfang mehr. Macht nix, wir sind ja eh heute Abend weg. Letzte Aufgabe für heute: Geld ausgeben. Hm. Mal scharf nachdenken. Gar nicht so einfach, wenn man sich hauptsächlich um einen tauben, blinden, gehbehinderten Gichtkranken im Schockzustand kümmern muss. Auch mein Zustand wird zunehmend schlechter. Inzwischen sind schnupfenbedingt meine Ohren zu, wodurch ich Jürgens Stimmchen nicht mehr hören kann. Matt fordere ich ihn auf, laut zu sprechen, wenn’s um was Wichtiges gehe, was aber bei ihm offenbar nicht ankommt. Er ist nicht ansprechbar. Hoffentlich gehen ihm jetzt nicht die Zigaretten aus, dann wäre einfürallemal EndeausFeierabend mit meinem lieben alten Jürgen Urig.

J:
Wigald trägt mich huckepack runter zum Fluss. Danke hierfür. Er will wieder zum Hauptbahnhof. Ich dirigiere ihn geschickt in Richtung des Kantinencafés in dem er gestern den Karpfen fotografierte. Ich hab keinen Bock mehr. Wir kennen die Stadt nun in und auswendig, die Leute werden immer ungehaltener, je näher wir uns an unsere Motive trauen und langsam befürchte ich, mein Geschmack leidet. Ich hab Angst, die Frauen hier noch gut zu finden. Im Café saß schon wieder eine, die mir schon ziemlich zusagte. Ob sie unseren Hotel-Türsteher kennt, fragte ich im besten georgisch. Leider verneinte sie. Also, ab nach Hause. „Ich hab keinen Bock mehr.“, sag ich zu Wigald. „Nein, Knack-und-Back haben die hier nicht?“, kommt retour. – Nanu, was ist denn mit dem los? Findet er es jetzt etwa lustig, einen tauben, blinden, gehbehinderten Gichtkranken nachzuäffen? Ich bin sauer, setzt mich auf seinen Rücken und lass mich Richtung Hotel tragen. Einige Georgier machen Fotos von uns. Unterwegs kaufen wir Souvenirs. Ich drei Flaschen Wodka und ein Fass Wein. Wigald vierhundert handgestrickte Pantoffelsocken. Und jeder von uns einen georgischen Hut. Bald geht´s nach Hause. Es war lustig hier. Ich hab viel weniger geraucht als sonst. Ich hab noch eine der mitgebrachten fünf Stangen übrig. Hm, die Frau an der Rezeption sieht auch nicht schlecht aus…

W.:
Offline. „Port 993“ will uns nicht ins Netz lassen. Handygespräche nicht möglich. Wohl aber SMS. Muss man sich mal merken, falls man doch mal was Böses im Schilde führen sollte. Kommandounternehmungen immer auf SMS-Basis lenken, das scheint am längsten zu funktionieren. Oder bin ich der Regierung als Hausfotograf der hungerstreikenden Opposition aufgefallen? Das jedenfalls ist offenbar die moderne Methode, einem Ausländer mitzuteilen, dass er unerwünscht ist. Suppenhahn zu.
So. Was gibt’s noch zu tun hier? Richtig, die Laris müssen weg. Ich kaufe mir drei Paar Pantoffelsocken und eine schwarze Filzkappe. Dann schreiben wir diesen Bericht und legen uns seeehr früh ins Bett. Abflug ist nämlich um 5 Uhr 5, und uns schwant, dass wir bei der Ausreise gründlich untersucht werden könnten, leider nicht von einem Allgemeinmediziner, was für uns beide prima wäre, sondern von Zollzielfahndern etc. Ich werde schon mal versuchen Jürgen einzuschärfen, dass er bitte KEINE Witze über Bombenbau etc. machen soll, auch nicht auf anglo-saarländisch. Aber er kann mich nicht hören.  Ich will nach Hause.

J:
Wigald hat schon wieder Hunger. Wir haben doch gerade erst gegessen… Wie kann ein Mensch so viel schnabulieren, ohne nach drei Monaten zum Ottfried Fischer aufzublähen? Nee, soll er mal alleine Kaji- oder Ojapurien gehen… Ich lüge, ich sei müde und er zieht los. Zwei Bier später ist mir langweilig. Ja, ich bin müde. Aber wer geht schon um 18 Uhr ins Bett, nur weil er um drei wieder raus muss? Ich jedenfalls nicht. Die Handys sind vom Netz genommen. Internet geht auch nicht, obwohl das Wlan vollen Ausschlag zeigt. Wigald schwört ja Stein und Bein, dass wäre wegen des Vorfalls bei der Reichstagskuppel. Keine Ahnung, ich hab nur verschwommene Erinnerungen daran. Wie auch immer. Ich rauch noch ne halbe Stange, schieb einen Schlummertrunk hinterher, leg mich aufs Bett und schlafe tatsächlich ein.

Um 22 Uhr wach ich auf. Ach, Du Scheisse. Noch viereinhalb Stunden. Was mach ich in der Zeit ohne Internet und anständiges Fernsehprogramm. Ich spiele den Akku meines iPod leer und zwinge mich zu einer weiteren Runde Schlaf. Gefühlte zwei Minuten später tritt Wigald die Tür ein. „Aufstehen!“, brüllt er in mein Kopfkissen. Ich rauch mein obligatorisches Frühstückspäckchen unter der Dusche, räum meinen Kram ein und lass mich von Wigald ins Taxi tragen. Wir reden wenig auf der Fahrt. Wigald scheint ein wenig traurig darüber, dass nun bald wieder seine Frau meinen Platz einnehmen wird.
Passkontrolle. Wigald hat Schweißperlen auf der Stirn und freut sich wie ein Schneekönig, dass wir ohne Leibesvisitation hindurch kommen.  Obwohl ich einer solchen gar nicht abneigt gewesen wäre. Die beiden Beamtinnen sahen wirklich fantastisch aus… 

Noch ne Stunde bis zum Abflug. Wigald versucht eine Unterhaltung, indem er mir aus der Zeitung vor brüllt. Das tut weh und ich behaupte, ich müsse mal wieder in die Raucherecke. Dabei hab ich gar keinen Bock, zu rauchen. Meine Lunge schmerzt. Ich fühl mich auch ein wenig fiebrig. Womöglich hat er mich auch noch mit seiner TBC angesteckt. Mir reichts. Drei Tage lang Haus und Bett mit jemandem teilen ist für einen fatalistischen Tonnenbewohner wie mich einfach zu viel. Endlich einsteigen. Wir machen es uns in der zweiten Sitzreihe bequem. Die Stewardess fragt mich was. Ich kann sie nicht verstehen, da zeitgleich die Triebwerke angeworfen wurden. Wigald brüllt mir ins Ohr: Sie hat gefragt, ob Du noch etwas brauchst.  Dann antwortet er auch noch für mich: Nein, meinem Vater geht´s ganz gut. – Toller Gag. Den macht normalerweise nur noch Hugo Egon Balder mit mir…

Es reicht. Ich sag ihm endlich mal meine Meinung. „Warum eigentlich muss jeder gleich brüllen, wenn ich mal was nicht verstehe? Warum? Einfach nur etwas deutlicher reden und die Stimme vielleicht ein wenig anheben reicht vollkommen. Aber nein, alle müssen immer gleich brüllen. Dass die Schmerzgrenze bei Hörgeschädigten sehr niedrig ist, davon hat wohl auch der kluge Herr Boning noch nichts gehört, was?“ – Ohne ein Wort zu sagen, haut er mir ansatzlos seine Stirn gegen mein Kinn. Wir werden beide besinnungslos. Die Maschine startet. Als wir aufwachen starren wir nur noch wortlos vor uns hin. Wigald in eine Zeitung ich ins Nichts. Dann erfülle ich mir den Traum aller Lang- und Mittelstreckenreisenden. Ich schlafe kurz nach dem Start ein und wache bei der Landung wieder auf.
Bedröppelt und müde stehen wir uns im Aufzug zum Parkhaus des Münchener Flughafens gegnüber. Ich breche das Eis und lüge, dass ich mich darauf freue, wenn mein Serien-Entwickler-Programm die ersten Folgen errechnet. Das war wohl genau das, was er brauchte. Weinend nehmen wir uns auf Ebene fünf in Parkhaus P20 des Münchener Flughafens in den Arm. „Ja, ich hab dich auch lieb, Wigald!“ – Dann geht wieder jeder seines Wegs. Ich muss husten, spucke einen überfahrenen Igel auf den Betonboden, steig in meinen Citroen und lass ihn Richtung Köln fahren. Ich muss mich beeilen. Das Fieber ist schon ziemlich hoch.
Danke, liebes Tiflis. Danke für diese drei abenteuerlichen Tage mit einem lieben Freund. Deine Menschen sind toll, deine Polizisten haben Kunstverstand, dein Essen ist wirklich süß und deine Frauen sind der Hammer. Und die Drogen die bei dir ins Trinkwasser gemischt werden gehören sicherlich zu den besten der Welt. Auch wenn sie ne schlechte Haut machen…

W.:
Paranoia! Pop Stolizei! Als Kinde der 80er fühle ich mich im Zweifel grundsätzlich abgehört, volksgezählt, rekrutenvereidigt. Und hier drehen mir die Schergen einer defekten Präsidialdemokratie einfach den Saft ab. Kalte Schauer. Ich verschicke an diesem fiebrigen Abend unzählige SMS, in denen ich von einer „angespannten Lage“ raune, erwäge sogar zu flunkern, wir stünden unter Hausarrest und wir würden heute nacht zwangsausgewiesen. Mach ich dann aber doch nicht, zu verklemmt. Jedenfalls bin ich durch diesen Vorfall so erregt, dass ich gar nicht schlafe. 0,0. Ich döse höchstens herum. Einmal, so gegen acht, steht plötzlich der Hotelportier im Zimmer, neben ihm eine Dame in hüfthohen Lackstiefeln. Ich murmele „Hier ist besetzt“, dann gehen die beiden wieder ab. Wohl falsches Zimmer.
Drei Uhr. Abfahrt. Im Taxi steckt sich Jürgen erstmal eine Lakritzstange an, ne, kleiner Scherz. Eine Zigarette. Ich kann nicht mehr. Drei Tage mit dieser tauben, halbblinden, gichtkranken, notgeilen Tabakverbrennungsanlage sind zu viel für mich. Die Tränen rinnen über meine Backen, was aber Jürgen natürlich nicht sieht. Sitze wohl zu nah. Ein letztes Mal passieren wir die bunt angeleuchteten Fassaden, und den enorm energieintensiv neonyphen Fernsehturm. Am Flughafen angekommen, stottert der Fahrer irgendwas, ich weiss schon was er will, öffne meine Brieftasche und werfe ihm ein paar Larischeine vor’n Latz. Und immer noch habe ich Währungsreserven. Gut trifft sich da, dass die Shopps am Flughafen alle samt auf haben, um drei Uhr dreissig! Also los. Ich entscheide mich für ein orthodoxes Taufgewand. Könnte es jedenfalls sein. Woher soll ich wissen, was das ist. Wirft demnächst jemand im Bekanntenkreis eine Neugöre, kriegt der diesen Fummel geschenkt….sie merken schon, ich habe einen etwas rabiaten Ton drauf, bin etwas gereizt, denn ich sitze Mal wieder Jürgen gegenüber, in der Lounge und muss ihn anschreien, damit er mich versteht. Ich bin so was von zornig. Jürgen versucht abzulenken: „Kuck mal, die Bilder an den Wänden sind alle zu verkaufen!“ Dann flüchtet er nach draussen, in die Raucherecke.
Sicherheitskontrolle. Wie erwartet werden wir in einen dunklen Kellerraum geführt, müssen uns dort völlig nackt ausziehen und werden dann nach stundenlangem Verhör der Spionage überführt. Gottseidank habe ich immer noch einen  Haufen Laris im Notversteck unterm Arm, mit denen wir die weibliche Verhörspezialistin bestechen (Jürgen findet die Dame, eine gelernte Krankenschwester, äußerst attraktiv und gibt ihr seine Karte). Wieder anziehen, hinsetzen, Start. Ach ja, kurz vor dem Start wollen wir uns noch irgendetwas zubrüllen, rücken beide unsere Köpfe etwas ruckartig aufeinander zu und rasseln dummerweise mit unsren Köpfen aneinander. Na so was blödes! Jetzt haben wir beide eine Beule, ich an der Stirn, er am Kinn. Die netten Stewardessen sind sofort mit einem heissen Tuch zur Stelle. Die ältere der beiden, eine adrette Mittfünfzigerin mit völlig verrauchter Stimme, streichelt Jürgen sanft über seine Beule, bis er schliesslich einschläft.
Irgendwie tut mir Jürgen ein wenig leid, schliesslich muss er nun die traute Zweisamkeit wieder gegen das Dasein eines völlig vereinsamten Urbanisten eintauschen. Ein Autor, der sich seine Werke von Computerprogrammen errechnen lässt, anstatt sich, mit einem Notizblock an die Isar zu hocken und sich von der Muse küssen zu lassen wie jeder echte Künstler. Kein Wunder, dass er zum Abschied im Parkhaus 20 zu Heulen beginnt. Ich reiche ihm eine Stange Taschentücher und gebe ihm Feuer. „Ja, ich habe Dich auch lieb!“ Dann setze ich ihn in sein Auto, drehe den Zündschlüssel herum und lege den Rückwärtsgang ein. Mit Kavaliersstart schießt er auf die Parkhausfahrbahn, wobei er leider einen Igel überfährt.
Dann rolle auch ich heimwärts. Danke, Tiflis. Sollte ich noch mal gezwungen sein, in Deine Richtung zu reisen, ist es wahrscheinlich sinnvoll, erstmal beim Konsulat anzurufen…womöglich lässt man uns ja gar nicht mehr rein.
Um 8.15 bin ich daheim. Puh. Harte Nummer, diese Kurzreise. Jetzt werde ich mir erstmal ein Hörgerät zulegen. Das kann ich dann an Jürgen verleihen, sollten wir noch mal gezwungen sein, miteinander zu verreisen, und er hat seins vergessen.
Hier hätte ich jetzt gerne einen Schlussgag platziert, aber ich bin durch. Mir fällt nix mehr ein. Was soll’s – da gibt’s vielleicht auch bald ne Software für.

J:
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PS
Ja, wir wissen, es ist viel Text. Manches auch sinnloses Gefasel. Es ist ein Gedankensammelsurium, schnell hingeworfenes Festhalten der Erlebnisse dieser Städtereise. Notizen ohne Lektorat. Aber es hat Spass gemacht. Hoffentlich auch den Lesern und Leserinnen.
Und wer uns nicht glaubt, dass es geeeeenau so war, muss halt selbst hin fahren.

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